Machen wir ein kleines Experiment: Gib in Google oder einer anderen Suchmaschine „Top 100 Dokumentarfilm-Regie“ ein. Scroll durch die Liste – Wie viele Frauennamen befinden sich darunter?
Warum ist es im 21. Jahrhundert noch immer eine Seltenheit, dass Frauen* hinter der Kamera stehen? Warum denken wir bei berühmten Filmen meist an männliche Regisseure? Und warum müssen Frauenrechte und Geschlechtergerechtigkeit nach wie vor mühsam erkämpft werden? Ist es ein strukturelles Problem?
Die Kunstwelt hat Frauen* über Jahrhunderte hinweg übersehen – auch dann, wenn ihre Werke denen ihrer männlichen Kollegen in nichts nachstanden. Eine Studie von Lab Femmes de Cinéma aus dem Dezember 2024 zeigt, dass der Anteil von Regisseurinnen im europäischen Kino zwischen 2019 und 2023 bei gerade einmal 25 Prozent lag. In den Jahren davor waren es nur 21 Prozent. Ein Fortschritt? Kaum. Denn die Zahlen bedeuten: Filme von Frauen* sind nach wie vor eine Randerscheinung – und mit ihnen die Perspektiven, die sie erzählen.
Dabei gibt es genügend Nachwuchs: Immer mehr Frauen studieren Film, immer mehr schließen ihr Studium erfolgreich ab. Doch viele kehren der Branche bald den Rücken. Zu den Gründen gehören strukturelle Diskriminierung, prekäre Beschäftigungsverhältnisse und die schwierige Vereinbarkeit von Karriere und Familie. Im Dokumentarfilm kommt eine zusätzliche Hürde hinzu: lange Produktionszeiten und unsichere Finanzierung. Viele wechseln deshalb ins fiktionale Erzählen – oder ganz den Beruf.
Es ist Zeit, die Strukturen zu verändern. Frauen müssen in der Branche nicht nur sichtbar, sondern selbstverständlicher Teil des Systems werden. Dazu gehört, ihre Filme einem breiteren Publikum zugänglich zu machen und feministische Bildungsangebote zu stärken. Festivals, Netzwerke und Organisationen, die sich für weibliche Filmschaffende einsetzen, sind dabei essenziell. Sie schaffen Räume, in denen neue Perspektiven erzählt werden – und die Zuschauer*innen für gesellschaftliche Themen sensibilisiert werden.
Heute feiern wir die Frauen, die allen Widerständen zum Trotz ihre Geschichten erzählen. Wir würdigen jene, die sich unermüdlich für Veränderung einsetzen – sei es in Initiativen oder als Einzelkämpferinnen. Und wir erinnern daran, dass Bewegungen wie 50/50 by 2020, #MeToo und Time’s Up nicht an Bedeutung verloren haben, auch wenn sie aus den Schlagzeilen verschwunden sind. Der Kampf um Sichtbarkeit geht weiter.
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Geschrieben von der HER Docs Foundation
Die HER Docs Foundation hat sich der Verstärkung der Stimmen von Frauen im Bereich des non-fiktionalen Kinos verschrieben.
Wir unterstützen Filmemacherinnen aus verschiedenen Berufsbereichen, fördern eine globale Gemeinschaft und stellen ihre Werke in Polen und darüber hinaus vor.
Durch Dokumentarfilme legen wir besonderen Wert auf Bildung – vor allem für Schülerinnen und Schüler – zu Themen wie bürgerschaftlichem Engagement, Frauenrechten, Gleichberechtigung und Klimabewusstsein, während wir gleichzeitig gegen Diskriminierung und Stereotype ankämpfen.
Jeden September veranstalten wir das HER Docs Film Festival & Forum, eine Plattform, die sich der Feier und Förderung von Frauen im Bereich des non-fiktionalen Filmschaffens widmet.
Mehr Infos auf der HER Docs Website!