In Zeiten des politischen Wandels und politischer Unsicherheit sowie wachsender gesellschaftlicher Herausforderungen, wird es immer relevanter, wie wir Geschichten erzählen, und welche Geschichten wir erzählen. Filme sind mehr als nur Storytelling – sie können neue Perspektiven eröffnen, Diskussionen anstoßen und echten sozialen Wandel bewirken.
Wir freuen uns riesig, nun zum zweiten Mal im Rahmen des Good Media Lab & Good Media Pitch sechs herausragende Projekte beim Verbreiten ihrer Geschichten und Erreichen sozialer, politischer oder gesellschaftlicher Ziele zu unterstützen. Die Werke stehen für eine neue Generation des dokumentarischen Storytellings: interaktiv, vielschichtig und mit dem klaren Ziel, gesellschaftlichen Wandel anzustoßen. Dabei freuen wir uns besonders, dass es sich nicht nur um klassische Dokumentarfilme handelt, sondern um innovative Erzählformate, die neue Wege der Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Themen gehen.
Expertise trifft Leidenschaft
Auch in diesem Jahr wurde die Auswahl nicht von uns, sondern von einer erfahrenen Jury getroffen – Expert*innen, die nicht nur ihr Handwerk beherrschen, sondern sich leidenschaftlich für Geschichten mit gesellschaftlicher Wirkung einsetzen.
Khadidja Benouataf
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Khadidja ist eine preisgekrönte Impact-Strategin und Pionierin auf ihrem Gebiet. Sie ist Präsidentin des Impact Social Club und berät als Mitglied der Global Impact Producers Alliance (GIPA) Filmemacher*innen weltweit. Durch ihre Arbeit mit großen Filmfestivals und Trainingsprogrammen setzt sie sich aktiv dafür ein, dass Filme über den Kinosaal hinauswirken und echte Veränderung bewirken.
Alice Agneskirchner
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Als erfahrene Drehbuchautorin und Regisseurin verbindet Alice filmische Erzählkunst mit gesellschaftlicher Relevanz. Ihre Fähigkeit, tief in emotionale Geschichten einzutauchen und komplexe Themen zugänglich zu machen, macht sie zu einer unschätzbaren Kraft in der Jury. Alice glaubt daran, dass Filme nicht nur Bewusstsein schaffen, sondern auch Veränderungsprozesse in Gang setzen können.
Emilien Schenker
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Emilien ist Teil des Storyboard Collective und hat in den letzten acht Jahren in den Bereichen Kultur, Forschung und soziale Innovation gearbeitet. Sein Fokus liegt auf Projekten, die soziale Gerechtigkeit, Menschenrechte und Klimathemen adressieren. Er versteht es, Kulturschaffende mit politischen und wirtschaftlichen Akteur*innen zu vernetzen und hilft Filmschaffenden dabei, ihre Geschichten über die Leinwand hinaus zu tragen.
Sechs Projekte, ein Ziel: Impact
Nach einer intensiven Auswahlphase und über XYZ eingereichten Bewerbungen hat die Jury sechs beeindruckende Projekte ausgewählt, die sich durch ihre erzählerische Kraft und ihr gesellschaftliches Potenzial auszeichnen. Dabei lag unser Fokus auf einer Mischung aus lokalen und internationalen Perspektiven.
Brecht into the Metaverse
by Kathatarina Haverich
Ein dokumentarisches Experiment über die Versprechen und Fallstricke des Metaverse. Vier Protagonist*innen setzen sich mit Bertolt Brechts Stück Señora Carrars Gewehre auseinander und testen dabei die Grenzen der virtuellen Realität. Ein Film, der Fragen über Zugang, Ethik und die gesellschaftlichen Auswirkungen digitaler Räume aufwirft.
Katharina Haverich arbeitet an der Schnittstelle von Medien und Theater – inspiriert von der Welt der Träume. Als Konzept-, Performance- und Medienkünstlerin inszeniert sie traumhafte Sequenzen in digitalen und physischen Räumen. Auf reale und surreale Weise hat sie unter anderem den Virtual Club of Dangerous Women, unreal.theater und Radikale Töchter mitbegründet. Seit 2022 lehrt sie als Dozentin an der Universität der Künste Berlin, 2024 gründete sie die Berlin School of VR (Virtual Reality).
Intersection
by Karoline Rößler
Eine Dokumentarserie und ein interaktives Spiel, das die Realität von Diskriminierung erfahrbar macht. Während die Serie Interviews mit Betroffenen und Expert*innen zeigt, ermöglicht das Spiel den Zuschauer*innen, einmal selbst in die Schuhe diskriminierter Menschen zu schlüpfen - ein unheimlich innovatives Projekt über soziale Gerechtigkeit und Aktivismus.
Karoline Rößler ist Masterstudentin an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf. Während ihres Bachelorstudiums in Kulturwissenschaften und Ästhetischer Praxis an der Universität Hildesheim entdeckte sie ihre Leidenschaft für die Verbindung verschiedener Medien und Formate. Erste Erfahrungen sammelte sie in der Öffentlichkeitsarbeit und entwickelte Interviewformate für die Ideen- und Beschwerdestelle der Universität. Einst auf der Theaterbühne zu Hause, wechselte sie hinter die Kamera und widmet sich nun dem Dokumentarfilm. Zudem arbeitet sie im Social-Media-Team von ZEIT Online und erforscht, wie politische Bildung und Popkultur miteinander verknüpft werden können.
Schwarze Häuser
by Katrin Sikora
Ein berührender und zerreißender Film über das Trauma der Kinderverschickung – einer in Deutschland lange praktizierten Zwangsmaßnahme, bei der Kinder in Erholungsheime geschickt wurden, oft unter menschenunwürdigen Bedingungen. Begleitet wird eine Jugendtheatergruppe, die sich mit dieser verdrängten Vergangenheit auseinandersetzt und den gesellschaftlichen Einfluss dieses kollektiven Traumas reflektiert.
Katrin Sikora ist freie Konzepterin, Autorin und Regisseurin. Sie entwickelt Medienformate, schreibt Drehbücher und realisiert Werbefilme, Dokumentationen und Porträts. Seit 2022 studiert sie im Masterstudiengang Dokumentarfilmregie an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf.
In ihrer filmischen Arbeit verbindet sie stilistische Ästhetik mit inhaltlicher Tiefe und schafft atmosphärische Bilder, die fesselnde Geschichten erzählen. Mit einem interdisziplinären Hintergrund setzt sie sich insbesondere mit gesellschaftlichen Themen und kulturellen Phänomenen auseinander – oft mit einem Fokus auf die Erfahrungen von Frauen und Grenzgänger*innen aller Art.
9 Month Contract by Ketevan Vashagashvili
by Ketevan Vashagashvili
“9-Month Contract“ erzählt die bewegende Geschichte von Zhana, einer georgischen Mutter, die sich als Leihmutter zur Verfügung stellt, um ihrer Tochter eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Der Film geht tief in die emotionalen und körperlichen Schmerzen ein, die mit der kommerziellen Leihmutterschaft verbunden sind – von der Ausbeutung bis zu den unvorhersehbaren gesundheitlichen Gefahren, die Zhana auf ihrem Weg begleiten.
Ketevan Vashagashvili ist eine Dokumentarfilmemacherin aus Tiflis. Sie ist Chevening-Alumna und hat einen Master in Digital Documentary von der University of Sussex (UK). Ihr besonderes Interesse gilt sozialen Themen und Menschenrechtsfragen.
Mit 15 Jahren Erfahrung in der georgischen Medienlandschaft hat sie für verschiedene Fernsehsender und Online-Plattformen gearbeitet, TV-Dokumentationen, Serien und Programme produziert und Regie geführt. Derzeit ist sie beim Georgischen Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk tätig. Ihr erster abendfüllender Dokumentarfilm 9-Month Contract wurde von der georgischen Produktionsfirma 1991 Productions realisiert.
Auto Queens
by Sraiyanti Haricharan
Zwei Frauen, ein Ziel: In Chennai, Indien, kämpfen zwei Auto-Rickshaw-Fahrerinnen um ihren Platz in einer von Männern dominierten Branche. Der Film zeigt ihre Freundschaft, ihren Mut und ihren Einsatz für eine gerechtere Mobilität für Frauen.
Sraiyanti Haricharan ist Filmemacherin und Kamerafrau und arbeitet sowohl im dokumentarischen als auch im fiktionalen Bereich. Als Kamerafrau hat sie Dokumentationen für VICE, Discovery und DW gedreht sowie den Emmy-nominierten Film India’s Forbidden Love für Al Jazeera. 2022 war sie zudem Director of Photography des vielbeachteten tamilischen Spielfilms Gargi.
Als Dokumentarfilmregisseurin realisierte sie Tam Bram Cooking, der 2023 beim International Documentary and Short Film Festival of Kerala (IDSFFK) Premiere feierte und anschließend auf mehreren Festivals, darunter NYIFF und DIFF, gezeigt wurde.
Sorry For The Genocide
by Theodora Shandé
“Sorry For The Genocide” beschäftigt sich mit der umstrittenen Gemeinsamen Erklärung zwischen Namibia und Deutschland zum Völkermord an den Herero und Nama. Aus der Perspektive der namibischen Gemeinschaften beleuchtet der Film die bis heute spürbaren Auswirkungen des Genozids und die schwierigen Prozesse der Aufarbeitung und Versöhnung.
Theodora Shandé ist eine deutsche Filmemacherin mit Fokus auf Produktion und Regie. Nach ihrem Studium im Bereich Medien- und Kommunikationsmanagement gründete sie 2021 die Produktionsfirma Wave In Motion GmbH und realisierte zahlreiche Projekte für die Werbeindustrie.Derzeit arbeitet sie an ihrem Debüt-Dokumentarfilm Sorry for the Genocide und wurde bereits mit zwei Stipendien des Medien Gründerzentrum NRW ausgezeichnet. Ihr nächstes Projekt, eine Kurzdokumentation über Wilderei in Südafrika, unterstreicht ihr Engagement für gesellschaftlich relevante Themen.
What’s next?
Vom 6. bis 8. März öffnet das Good Media Lab seine Türen – ein intensiver, dreitägiger Workshop, bei dem wir die Filmteams mit Expert*innen aus unterschiedlichsten Bereichen vereinen. Gemeinsam arbeiten wir an Impact-Strategien, die sicherstellen, dass ihre Filme nicht nur im Kino gesehen, sondern auch bleibenden gesellschaftlichen Impact erzielen.
Der Höhepunkt dieses einzigartigen Programms ist der Good Media Pitch am 12. Juni,
der im Rahmen der Dokumentale stattfindet. Hier haben die Filmemacher:innen die Möglichkeit, ihre Projekte vor potenziellen Partnerinnen aus Medien, Wirtschaft, Politik und der Zivilgesellschaft zu präsentieren - immer mit dem Ziel, tiefgreifende, langfristige Kooperationen zu schaffen. Darüber hinaus können sich die ausgewählten Projekte auf den Good Media Fund bewerben, um ihre erarbeiteten Visionen weiter zu verwirklichen.
Die Reise dieser sechs außergewöhnlichen Projekte hat gerade erst begonnen – und wir sind voller Vorfreude, ihre Entwicklung zu begleiten und zu sehen, wie sie in die Welt des Impacts eintauchen und die Welt hoffentlich ein kleines Stück besser machen.